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Friday, 7. February 2003

ernste musik

neues über die stadtinitiative


-presse -wiener zeitung


 
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Intelligente Konzepte trotzen dem Mini-Budget


Die Wiener Stadtinitiative: Konzertprogramm mit Profil

Besuchen sie die Stadtinitiative, so lange es noch geht! Mit stringenten Programm-Konzepten, prominenten Musikern und einem Kleinst-Budget hat Clemens Horvat innerhalb von fünf Jahren die Stadtinitiative als Ort intelligenter und mitreißender musikalischer Darbietungen etabliert. Sieben Zyklen und etwa 80 Konzerte hat Horvat für die laufende Saison auf die Beine gestellt mit einem vergleichsweise lächerlichen Budget. Sponsoren und Stiftungen haben Horvat mit 20.000 Euro unterstützt, dazu kamen 3.500 Euro vom Bund und 7.200 Euro von der eigentlich zuständigen Stadt Wien. Zu wenig, um den Betrieb in dieser Form aufrechterhalten zu können.

"Da Horvat is a Steher", zollt auch Roland Neuwirth Respekt. Die Wienerlied-Legende spielt noch bis 18. Februar mit Freunden aus Brasilien, Russland, Polen und dem Libanon eine Serie von Konzerten, bei denen das Publikumsinteresse regelmäßig größer ist, als Sitzplätze im Saal vorhanden sind.

Für "Musikförderung ohne ,Ismen‘" wurde Clemens Horvat und seine Konzerte in der Stadtinitiative von Kritikern gelobt. Im Jänner fanden auf seiner Musikbühne umjubelte Konzerte statt, etwa von Ernst Kovacic und zuletzt vom Konzertmeister des NHK Symphony Orchestra, Fuminori Maro Shinozaki, einem der begehrtesten Kammermusiker Japans.

Auch ein kurzer Ausblick klingt verheißungsvoll: Am 12. Februar startet Horvat im Palais Eschenbach als Auswärtsspiel einen vierteiligen Zyklus mit dem Bach Consort Wien und jeweils einem Gesangs-Gast. Der spanische Countertenor Carlos Mena macht den Anfang, der Grammy-prämierte Tenor Markus Schäfer (23. März), die Mezzo-Sopranistin Bernarda Fink (19. Mai) und der Barockmusik-Star Emma Kirkby (2. Juli) werden folgen.

Dass sich die Konzerte der Stadtinitiative, seit sie Horvat vor fünf Jahren übernommen hat, vom Generalproben-Spielort zu einem Konzertbetrieb mit konsequenter Programmplanung, renommierten Gastmusikern und einem sicheren Gespür für junge Talente entwickelt haben, spiegelt sich auch auf den Kulturseiten wieder nachdem die "Wiener Zeitung" schon im September vorigen Jahres über die schwierige Budget-Situation berichtet hatte.

Der "Falter" lobte die "Qualität und Bandbreite der Stadtinitiativen-Musiker" sowie Horvats "dramaturgisches Geschick". Er habe mit seiner Bühne "das entwickelt, was größeren Häusern zwangsläufig eher abgeht: ein scharfes Profil". Der "Kurier" meldete, Horvat habe die Stadtinitiative "kulturell etabliert", die "Presse" sieht in der Musikbühne in der Kirchengasse ein "veritables Zentrum für intelligente musikalische Konzepte".

Der 7. Bezirk hat dem bereits vor einem Jahr Rechnung getragen und Einzelprojekte mit insgesamt 10.000 Euro subventioniert. Eine einmalige Aktion, denn das sind ganze zehn Prozent des Kultur-Budgets von Neubau. Bei den Verantwortlichen der Stadt Wien findet man Horvats Konzertprogramm auch "ausgezeichnet". "Das ist eine tolle Einrichtung und das Programm ist hervorragend", lobte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) im "Standard".

Doch die Bedeutung der Stadtinitiative scheint schneller gewachsen, als man das wahrhaben will. Vor einigen Tagen wurde im Wiener Gemeinderat beschlossen, die Konzerte in der Stadtinitiative weiterhin mit 7.200 Euro pro Jahr zu subventionieren. Um das erreichte Niveau halten zu können, benötigt Horvat nach eigenen Angaben jedoch "mindestens 30.000 Euro". Mit den jetzt zugesagten Mitteln "ginge es nur bis März oder April. Wenn mehr käme, dann eben länger".

Man habe schon vor zwei Jahren die Subventionsmittel auf 7.200 Euro verdreifacht, heißt es aus dem Büro Mailath-Pokorny, "mehr können wir nicht leisten". Das Budget (knapp über 19 Millionen Euro sind im letzten Kultur-Bericht an reinen Musik-Subventionen ausgewiesen) sei nun mal "beschränkt".

Der Überzeugungsarbeit Horvats und der anziehenden Studio-Atmosphäre, die die Konzerte auszeichnet, ist es zu verdanken, dass der Spielort trotz der finanziellen Engpässe so aufgeblüht ist. Und natürlich den Musikern, die für Gagen spielen, für die sie andernorts keine Saite stimmen würden.

Auch von den Stadtinitiative-Vorgängern gibt es verbale Unterstützung: Vor Horvat war das "Kulturspektakel" zu Gast in der Stadtinitiative und veranstaltete dort von 1989 bis 1997 über 300 Konzerte. "Fünf Jahre sind eine lange Zeit", meinte die Gruppe in einem gemeinsam unterzeichneten Leserbrief: "Erschreckend, wie wenig sich seither in Bezug auf die Aufführungsmöglichkeiten von zeitgenössischer (und anderer) Musik abseits des ökonomisch relevanten Mainstreams zum Besseren gewendet hat. Hoffen wir, dass der Stadtinitiative ein Leben und Arbeiten in Würde bevorsteht und nicht eine ,schöne Leich‘." r.e.


 
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Frage an Wien: Wer braucht die Stadtinitiative?


An Konzertveranstaltern ist die Musikstadt Wien nicht arm.Ob es klug ist, eine spannende Alternative wie die "Stadtinitiative" finanziell auszubluten, scheint dennoch überdenkenswert.

"Ich weiß", sagt Clemens Horvath, Organisator der Konzertreihen in der Wiener Stadtinitiative, "daß in Wien viele Konzerte stattfinden. Doch die Stadt Wien sollte sich inzwischen darüber im klaren sein, daß unsere Konzerte das hiesige Konzertleben entscheidend bereichern."

Was klingt wie übergebührliches Eigenlob, ist die Wahrheit: Die Stadtinitiative hat in den letzten Jahren aufregende Kontrapunkte im Musikleben gesetzt, bekanntes Repertoire neu beleuchtet, den Spielplan durch Unbekanntes modernen und klassischen Zuschnitts erweitert.

Junge Musiker verdienen sich hier die ersten Sporen, anerkannte Meister kommen hierher, um einmal jenseits der ausgetretenen Pfade Ungewohntes zu realisieren oder Bekanntes in neuem Umfeld vorzustellen. Verschiedene Zyklen weisen unter anderem "Wege ins 20. Jahrhundert" oder stellen Meister wie Alexander Skrjabin vor, von denen im Regelfall nur wenige Werke aufgeführt werden.

All das gelingt der Stadtinitiative mit einem unglaublich geringen Budget, weil die Künstler, überzeugt von der Sache, hier für viel weniger Geld auftreten als anderswo. Derzeit, so Horvath, "ist aber nicht einmal genügend Geld für einigermaßen ernst zu nehmende Künstlerhonorare vorhanden, geschweige denn für die Leitung und Geschäftsführung."

Was bedeutet, daß Horvath selbst auf jegliche Zuwendungen verzichten muß: "Ich lebe derzeit von der Notstandshilfe, eine Situation, über die die Stadt Wien und der Herr Stadtrat informiert sind." Die Reaktionen bei den Beamten, die für öffentliche Gelder zuständig sind, sind, milde gesagt, schroff: "Bei einem der letzten Gespräche mit der Stadt Wien", weiß Horvath zu erzählen, "hieß es zynisch: ,Es leben auch andere in Österreich von der Notstandshilfe, was regen Sie sich auf?'"

Dämmert da das Ende einer Initiative herauf, die ihren Namen wirklich verdient? sin


 
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