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Friday, 9. January 2004

oper

Staatsoper: "Meistersinger" mit Harteros, Rootering, Botha


Überzeugende Einspringer, berückende Eva

Es sah alles nach einer durchschnittlich lauen Staatsopern-Repertoire-Vorstellung aus: Die "Meistersinger" mit Einspringern für zwei der Hauptrollen, einer in Ehren ergrauten Inszenierung Otto Schenks aus dem Jahre 1975 und mit dem sehr bewährten aber nicht übercharismatischen Peter Schneider ein Dirigent, dessen Erscheinung bei den Musikern wohl nicht gleich Neugierde weckt.

Die Aufführung plätscherte zunächst majestätisch dahin. Jan-Hendrik Rootering, der für den erkrankten Wolfgang Brendel sang, konnte sich als Hans Sachs mit schlappem Hut und großem Herz profilieren. Rootering, uneitler Darsteller und gesanglich sicherer Interpret, zeichnete den Sachs als großen Lehrer, weisen Liebenden und gewieften Meister.

Mit dem Vorspiel zum dritten Aufzug verließ die Aufführung das interpretatorische Mittelmaß. Das Orchester ließ jenen Klang hören, für den es berühmt ist, Peter Schneider formte große Spannungsbögen. Die Duette in der Schusterstube entwickelten starke innere Dynamik, ausgelöst durch Rooterings einnehmend natürliches Spiel und außergewöhnliche Gesangsleistungen: Hans-Joachim Ketelsen zeichnete - ohne stimmlich überfordert zu sein - einen markanten, aber nicht übertriebenen Beckmesser, Johan Botha (eingesprungen für Peter Seiffert) breitete die weiten Schwingen seines erträumten Meisterliedes behutsam aus und teilte sich seine Kräfte intelligent ein.

Anja Harteros machte als Eva nicht nur dank ihrer anmutigen Gestalt überzeugend "Alt und Jung begehrlich". Sie kann ihre Stimme dunkel abschattieren und hell strahlen lassen, bleibt dabei immer sicher und kraftvoll. Man kann ihr allergrößtes Potential attestieren. Der geglückte dritte Aufzug gipfelte in einem klanglich himmlischen Quintett, im Zuschauerraum wurden die Taschentücher gezückt.

Tränen anderer Art evoziert die Inszenierung. Sie stellt sich gegen die unleugbaren Chauvinismen des Textes naiv. Da hilft auch der unter Anführungszeichen setzende Tonfall Rooterings bei der finalen Textstelle ("und wälschen Dunst mit wälschem Tand/sie pflanzen uns in deutsches Land;/was deutsch und echt, wüsst' keiner mehr") wenig: Wo das Deutsche aufhört, findet bei Wagner auch die Freiheit der Kunst ihr Ende. Zudem wurde das für Schenk typische, pseudo-realistische Gezappel des Chores im Festwiesen-Bild bis in unsere Tage überliefert.

Ein Abend, der dank einnehmender Gesangs- und Schauspielleistungen im Gedächtnis bleiben wird. Zudem bleibt diese "Meistersinger"-Produktion für Wagnerianer spannend: Am 11. und 15. Jänner kann man, wie geplant, Parade-Sachs Wolfgang Brendel hören. <a href=www.wienerzeitung.at target=_new>wz


 
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