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Thursday, 19. February 2004

oper

carmen unfreiwillig traurig


"carmen" in der volksoper. das orchester: nicht mal stadttheater-niveau. der dirigent: ein waschlappen. der tenor: ein darstellerisches untalent, typ riesenbaby, spitzentöne-verjodelnd. die carmen: erotisch wie ein staubsauger.


 
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theater

Bar&Co Theater Drachengasse: "Die Reise nach Alt-Mamajestie"


Vom Scheitern in Wien und Czernowitz

Die Namen Galizien, Bukowina und Czernowitz stehen heute für eine versunkene Welt. Für Wunder-Rabbis, rumänische Tagelöhner und ruthenische Bauern. Für ein Miteinander der bunten Völkermischung und Religionsvielfalt aus Ost- und Westeuropa - und Czernowitz im Besonderen für eine Kultur-Enklave, getragen vom jüdischen Bürgertum, das sich an deutscher Bildung und westlichen Werten orientierte.

Schriftsteller wie Leopold Kompert und Leopold von Sacher-Masoch haben jene Welt literarisch festgehalten, in der literarische Größen wie Rose Ausländer, Joseph Roth oder Paul Celan geboren worden sind und die später von den Nationalsozialisten ausgelöscht werden sollte.

Vor der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren die Bilder, die Karl Emil Franzos in seinem Bestseller "Aus Halb-Asien" und seinem Roman "Der Pojaz" von Galizien und der Bukowina formuliert hat, besonders wirksam. Das Ideal des Büchner-Herausgebers war die deutsche Kultur, von der er "asiatische Barbarei [...] und asiatische Indolenz" abgrenzte. Als ein sich der deutschen Nation zugehörig fühlender Jude propagierte er die kulturelle Assimilation bei Beibehaltung des jüdischen Glaubens.

Alexander Kukelka hat sich von Franzos, der Stadt Czernowitz und den überlieferten literarischen Bildern zu einer Musik-Revue inspirieren lassen. Zum Weinen komisch will "Die Reise nach Alt-Mamajestie oder Der Beste Witz ist Czernowitz" in der Bar des Theater Drachengasse sein. Das Ergebnis ist bestenfalls ulkig.

Caroline Koczan und Karl Menrad spielen ein Schauspielerpaar wie Don Quichotte und Sancho Pansa: Ewig und erfolglos auf der Suche nach dem großen Engagement. Sie werden von einem Agenten übers Ohr gehauen und stehen schließlich vor einem leeren Czernowitzer Theatersaal. Mit übergroßer komischer Geste zappeln Koczan und Menrad als singende und sprechende Looser-Figuren auf der kleinen Bühne. Was eine liebevolle Charakter-Schilderung sein will, ist meist zur oberflächlichen Karikatur verzerrt.

Regisseur und Autor Alexander Kukelka hat gefällige Musik zu seinen Songs geschrieben. Kukelka leitet vom Klavier aus, seine Mitmusiker Peter Uhler (Violine) und Wolfgang Kornberger (Klarinette) treffen den angepeilten jüdischen Ton nicht. Was auch zum Teil für den Tonfall der Darsteller gilt, die die Verbkonstruktionen invertieren, dass es ist eine Freude.

Die Rahmenhandlung, die einen der Schauspieler ans Grab des anderen führt (und damit ans Grab einer untergegangenen Kultur), ist eine schöne Idee - leider mit dramaturgisch ungenügenden Mitteln umgesetzt. Die Frage der zwei Bukowiner Dramenfiguren scheint für die ganze Produktion zu stehen: "Auswandern? Scheitern kann ich auch hier".


 
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