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Monday, 17. May 2004

ernste musik

Musikverein: Radio-Symphonieorchester Wien, Boder, Zilberstein


Fulminanten Erfolg mit Rachmaninow

Eine ungewöhnliche Entscheidung fällte Michael Boder und verkündete sie vor Konzertbeginn: Er ließ die vier Sätze von Mendelssohns "Ein Sommernachtstraum" und die dreisätzige "Sinfonia N 8" von Hans Werner Henze, die sich ebenfalls inhaltlich auf die Shakespeare-Komödie bezieht, nicht hintereinander, sondern verschränkt aufführen. Ein Satz Mendelssohn, ein Satz Henze.

Für die Entscheidung spricht die Verwandtschaft der beiden Klangsprachen. Melodie und klangliche Valeurs sind in beiden Werken unauflöslich miteinander verschränkt. Insgesamt spannte sich ein dramatischer Bogen, wenn auch auf Kosten der Dramaturgie von Henzes bildstarker Sommernachtstraum-Musik.

Henzes Adagio setzten Boder und das RSO klangdramaturgisch effektvoll um. Mendelssohns "Tanz von Rüpeln" fehlte etwas die Spannung, auch wären in den dahinhuschenden Streicherpassagen mehr farbliche Abstufungen denkbar gewesen, in den langsamen Teilen webte das Orchester jedoch feinste Klangteppiche.

Zu größter Spannung und Aufmerksamkeit war das Orchester durch das stupende Spiel der Pianistin Lilya Zilberstein animiert. Die Streicher legten in Sergej Rachmaninows drittem Klavierkonzert ihre Kantilenen wie eine zweite Haut um die aus dem Steinway modellierten Klangtürme. Und Zilberstein ihrerseits kommunizierte höchst aufmerksam mit Dirigent Boder und der Holzbläsersektion. Die in Moskau geborene Pianistin ließ die Hochseilakte dieses schwierigen Klavierkonzertes wie Spaziergänge wirken. Wie viele ihrer russischen Kollegen scheint sie das Wissen um alle Geheimnisse der Spieltechnik internalisiert zu haben. Folglich wissen ihre Hände genau, was sie zu tun haben, um alle klanglichen, technischen und musikalischen Unmöglichkeiten zu realisieren, die diese Partitur vorschreibt. Stoisch und ernst modulierte Zilberstein das Thema des ersten Satzes mit vollem Ton, im Finale mobilisierte sie nicht für möglich gehaltene Kraftreserven für imponierende Oktav- und Akkordketten.


 
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