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ernste musik

Am Anfang ein Abschied


Konzerthaus: Wiener Symphoniker unter Adam Fischer

Mahlers Sechste Symphonie ist für jeden Interpreten ein ganz schön großer Brocken. In den Händen von Adam Fischer und den Wiener Symphonikern blieb sie ein unüberschaubares Ungetüm.

Das Konzert der Wiener Symphoniker unter Adam Fischer begann mit einem liebevoll choreographierten Abschied. Der Haydn-Spezialist Fischer setzte die berühmte „Abschieds-Symphonie“ des Meisters vor Gustav Mahlers Symphonie Nr. 6. Nur auf den ersten Blick eine beliebige Entscheidung: In der fatalistisch konsequenten Durchführung eines Konzepts sind beide Werke ebenbürtig. Haydn führt die Musik durch sich selbst ins Nichts, indem er die Musiker nach der Reihe abgehen lässt; auch Mahler findet keine Erlösung durch Musik, der mächtige Final-Satz endet ohne verklärende Schlussapotheose.

Zudem beginnen beide Symphonien mit ruppigen Hieben der Streicher. Die kräftige Abwärtsbewegung am Beginn der „Abschieds-Symphonie“ ließ Fischer deutlich modellieren. Sofort war klar, was Haydn gemeint hat: Hier schlägt das Schicksal zu. Fischer entlockte dem Orchester schmerzvoll vibratolose Töne. Insgesamt schien man allerdings auf halbem Wege zu einem anderen Klangideal stecken geblieben zu sein, Intonationsmängel trübten das Klangbild.

Mahlers „tragische“ Symphonie Nr. 6 ließ Fischer schroff und rau anheben. Die Marsch-Attacke sagt wie bei Haydn: Hier schlägt das Schicksal zu. Fischer artikulierte so hart, dass es im Sitzmöbel richtig ungemütlich wurde. Trotz großer Bemühungen reichte es jedoch nur für oberflächliche Fortissimo-Exzesse. Auch heftige Pump-Bewegungen des Dirigenten konnten der Musik nicht zu innerer Kraft verhelfen, die Wirkung blieb eine rein physikalische im oberen Dezibel-Bereich.

Details überging Fischer: Der wirkungsvolle Dur/Moll-Kontrast, der die Symphonie dominiert, blieb über weite Strecken unbeleuchtet. Übergänge und Modulationen, die Schwellen zu neuen Klangwelten hätten sein müssen, blieben fast unbemerkt. Das Trio glotzte unschelmisch und bierernst. Allein die Soli des Konzertmeisters Florian Zwiauer deuteten an, wie es auch hätte klingen können: ironisch gebrochen. Eine Eigenschaft, die Mahlers Musik so einzigartig macht, die das Banalste nie banal klingen lässt. Zudem geizten die Symphoniker mit Klang-Pretiosen, manchen Fortissimo-Liegeton mit Crescendo formten sie gleichförmig, gelassen, in die Sessellehne gedrückt. Die Folge: Vor dem hilflosen Hörer türmte sich kein zerklüftetes Gebirge, sondern ein gleichförmiger, unüberschaubarer Fortissimo-Block.


 
  



 
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