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Donaufestwochen: Telemanns „Don Quichotte“ unter Michi Gaigg


Ein Ritter platzt ins Schäferidyll

Alltag raus, Strudengau rein: Die Donau glänzt in der Sonne, Schwalben schwänzeln über dem First des Schlosses Greinburg. Kleine Windräder säumen den Weg zum Schloss und verweisen auf den Windmühlenkämpfer von der traurigen Gestalt. Der Renaissance-Innenhof des Schlosses spendet kühlenden Schatten. Man kommt zur Ruhe. Alles ist gut. Das gilt auch für die kleine aber feine Opernproduktion, die Regisseurin Andrea Haupt für die Donaufestwochen in den Schlosshof gezaubert hat.

Mit der Serenata „Don Quichotte auf der Hochzeit des Comacho“ hat sich Telemann um das deutsche Singspiel bemüht. Nun bemüht sich Michi Gaigg, Intendantin der Donaufestwochen sowie Dirigentin und Violonistin des „L’Orfeo Barockorchester“ um den Einakter. Das Sujet gab dem 80jährigen Komponisten Raum für Schäferidylle und Terzen-Seligkeit, charaktervolle Tanzrhythmen, eine himmlisch schöne Sopran-Arie und virtuose Bass-Kantilenen.

Mit dem „Don Quichotte“ feiern Gaigg und ihr Orchester ihren erfolgreichen Opern-Einstand bei den Donaufestwochen. Die Harnoncourt-Schülerin leitet vom ersten Pult aus die Aufführung. Als verlängerte Ouvertüre fungieren originelle Werke von Wagenseil, Soler und Aufschneiter, mit denen das Orchester seine Vorzüge unter Beweis stellen kann. Mit rhythmisch prägnantem Spiel und fein dosierter Artikulation sorgt man für ungebremsten musikalischen Schwung.

Nach der Pause beginnt das szenische Spiel: Die Musiker reiten auf Steckenpferden in den Hof, Don Quichotte und Sancho Pansa folgen auf ebensolchen. Der selbsternannte Held platzt in eine Schäferhochzeit und sorgt dafür, dass die Braut nicht den reichsten Mann des Dorfes heiratet, sondern jenen, der sie am meisten liebt.

In der angenehm zurückhaltenden Inszenierung geben Albert Pesendorfer als groß gewachsener Don Quichotte und Matthias Helm als quirliger Sancho Pansa ein idealtypisches Anti-Helden-Paar ab. Die Sopranistin Katerina Beranova sorgt als Grisostomo mit einer herzzerreißend schönen Verzweiflungs-Arie für den musikalischen Glanzpunkt der stimmigen Produktion, die noch zweimal (am 16. und 17. August) zu sehen ist.


 
  



 
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