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ernste musik

Musikverein: Wiener Philharmoniker, Nikolaus Harnoncourt


Bruckner beim Wort genommen

Keine weihrauchgeschwängerte, verbrämte oder ekstatische Bruckner-Interpretation, sondern eine genaue Darstellung der beeindruckenden Partitur von Bruckners Symphonie Nr. 5gelang Nikolaus Harnoncourt und den Wiener Philharmonikern.

Mit der Einspielung von Bruckners Siebenter Symphonie haben Nikolaus Harnoncourt und die Wiener Philharmoniker vor vier Jahren den Verputz im vom Weihrauch ergrauten Bruckner-Dom gelöst und erstaunliche Farben und Details ans Licht gebracht. In Salzburg hat sich Harnoncourt mit diesem Orchester Bruckners Neunter von der Forscherseite genähert und die Fragmente zum Finalsatz eingespielt.

Nun hat man sich im Rahmen der Wiener Festwochen der Fünften von Anton Bruckner angenommen. Nicht nur ein Paradestück der Philharmoniker, sondern auch ein Schlüsselwerk im Schaffen des Komponisten, das die Arbeit der ersten vier Symphonien zusammenfasst und auf sein Spätwerk weist. Die riesenhaften Dimensionen der Fünften formte Bruckner aus dem Wettstreit von Themen, deren Verwandtschaft im letzten Satz in einer gewaltigen mehrthematischen Fuge demonstriert wird. Ein kontrapunktischer Kraftakt.

Im ersten Satz deutete Harnoncourt mit einer lyrisch weichen Nebenstimme zum dritten Thema der Exposition an, wo es auch hätte hingehen können. Er entschied sich anders, man möchte fast sagen: nicht für eine (subjektive) Interpretation, sondern für eine Darstellung (falls so etwas überhaupt möglich ist). Denn straff waren nicht nur die Tempi, sondern exemplarisch die genaue und teils schroffe Ausformung der Themen. Harnoncourt ließ bei aller Beredtheit kein Abschweifen zu, behielt stets die beeindruckende Gesamtkonstruktion in Auge, Ohr und im Hinterkopf.

Folgerichtig ließ er das Adagio nicht weitschweifig ausbreiten, sondern setzte es als Nullpunkt (von dem aus Bruckner seine Komposition begann), über dem sich der gewaltige Bogen der thematischen Beziehungen hin zum alles summierenden Final-Satz spannte. Dort lud Harnoncourt die Musik in genau dosierten Wellen mit Energie auf - bis zum überwältigenden Durchbruch des Choralthemas. Ein Gänsehaut-Erlebnis, für das sich das Publikum mit Jubel bedankte.

Einziger Einwand: In Details hatte man das Gefühl, Harnoncourt wäre noch nicht ganz dort, wo er hin will. Manche Übergänge bargen noch kein Geheimnis, sondern glitten ins Ungefähre ab. Vielleicht stellt sich Ersteres ja noch im Lauf der folgenden Konzerte (Samstag, Sonntag und Montag) ein.


 
  



 
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