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film

Konzerthaus: Louis Sclavis vertont "Dans la nuit" von Charles Vanel


Soziologischer Blick auf ein Beziehungs-Drama

Einen in vielfacher Hinsicht außergewöhnlichen Stummfilm zeigte das Wiener Konzerthaus. "Dans la nuit" von Charles Vanel entstand 1929. Ein Stummfilm, der am Beginn des unaufhaltsamen Aufstiegs des Tonfilms entstanden ist und daher schnell in Vergessenheit geriet. Vanel war eigentlich Schauspieler, "Dans la nuit" sein Erstlingsfilm. Ein zu dieser Zeit ungewöhnlicher Wechsel hinter die Kamera. Der bedeutende französische Jazz-Musiker Louis Sclavis sorgte im Konzerthaus für eine spannende musikalische Begleitung.

Mit schroffer Bildsprache und soziologischem Blick führt Vanel den Zuseher in die harte Welt ukrainischer Bergarbeiter ein. "On location" gedreht, überzeugt der Film durch zunächst fast dokumentarische Bilder und im zweiten Teil durch ein packendes Beziehungsdrama. Ein Steinbrucharbeiter wird durch eine Dynamitexplosion entstellt. Eine Maske verdeckt die zerstörten Teile seines Gesichts. Seine Frau berügt ihn, während er auf Nachtschicht ist. Eines Nachts überrascht der Ehemann seine Frau mit ihrem Liebhaber, der sich die zweite Maske des Entstellten übergestreift hat. Einer der Maskierten stirbt. Aber welcher der beiden wird als lebloser Körper im Bergsee entsorgt? Zuseher und Ehefrau täuschen sich in der Identität des Mannes. Dass sich alles schließlich als Traum der Frau entpuppt, ist eine Volte, die dem davor Geschehenen kaum seine Schärfe nimmt. Ein kompromissloses filmisches Meisterwerk, seiner Zeit in Kameraführung und Montage voraus.

Louis Sclavis hat seine Filmmusik für "Dans la nuit" bereits für ECM eingespielt. Der Klarinettist und Komponist hat die Episodenstruktur der Filmvorlage in seine Musik übernommen (ähnlich wie das "Cinematic Orchestra" bei Dziga Vertovs "Man with a movie camera" verfahren ist). Sclavis und seine Mitmusiker an Violine, Cello, Schlagzeug und Akkordeon vollziehen keine schnellen Wechsel, sondern breiten thematisch verwandte Klangfelder aus, die den Stimmungsbogen des Films nachzeichnen. Das funktioniert sehr gut: Sclavis' Ausgangsmaterial ist bei französischer Volksmusik geborgt, mit der Spannung steigert er die Abstraktion der Tonsprache mit großer Wirkung.


 
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freudentaumel


Die Viennale, für Freunde des Kinos ein zwei Wochen währender Freudentaumel, ist eben zu Ende gegangen. Weil sich das Team rund um den Festivalleiter Hans Hurch kaum um Stars und Weltpremieren kümmert, rückt das Wesentliche in den Vordergrund: der Film als Kunstform. In Wien öffnet man sich für die Filmgeschichte, für Experimente, Raritäten, B-, C- und D-Pictures und für ein Weltkino, das wenig mit guten politischen Absichten und viel mit cineastischer Neugier zu tun hat.

schreibt die TAZ


 
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der viennale-hammer (XX)


Tishe! der beste film der viennale bisher. aus einem fenster in st. petersburg gefilmt. und dabei ein panorama aufgespannt von alltäglichem bis zur schönsten liebes-szene, die ich je in einem film gesehen habe. zusammengehalten von der optischen struktur vom gegenständlichen hin zum abstrakten: vom straßenkehren über schneeflocken und blätter bis zu straßen-strukturen im close-up und schließlich nur schwarz. schon lange nicht mehr solche tränen gelacht. fast schon hysterisch. eigentlich im mittelpunkt: die straße. arbeiter kommen, stellen schilder mitten auf die fahrbahn. graben ein loch. gehen weg. völlig sinnlose aktion. am nächsten tag kommen andere und schütten das loch wieder zu. dann kommt wieder ein bagger und macht das loch wieder auf. und dann wieder zu. und das ein paar mal so. schließlich kommt man drauf: ein leckes rohr senkt die straße. dazwischen atemberaubend poetische bilder. von rollenden blütenpollen-bällchen, die in eine pfütze huschen und dort absaufen, blätter, die reigen tanzen. und ein witziger, sympatischer regisseur. der klarmacht, was ihn etwa von seidl unterscheidet: er habe mal einen film gedreht, eine doku. wo jemand interviewt worden sei. und der hat angefangen zu weinen (wie teilweise bei seidl, anm.). das filmmaterial ging aber im labor kaputt. also sind sie nochmal zu dem, der weinte, hingegangen und haben nochmal gefilmt. und er hat wieder geweint. so genau nochmal erzählt und an denselben stellen geweint, dass der damalige cutter kossakovsky die alte tonspur drüberlegen konnte. ohne schnitt. kossakovsky schloss daraus: keine dokus mehr, wo mir wer was erzählt. will den nochmal sehn. bitte, tut den in unsere kinos! !!!EIN MEISTERWERK!!!


 
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