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Die kleine Schwester der „Entführung“


Donaufestwochen im Strudengau: Mozarts „Zaide“

Die Donaufestwochen im Strudengau nahmen sich mit ihrer heurigen Opernproduktion Mozarts unvollendeter Oper „Zaide“ an. Eine musikalisch gelungene Produktion auf Schloss Greinburg.

Mit der Peitsche wurden die Orchestermusiker vor Beginn der „Zaide“ vom Aufseher des Sultans zu ihren Pulten getrieben. Eine solche Behandlung hat sich das „L’Orfeo Barockorchester” beileibe nicht verdient. Mit Verve und historisch versierter Musizierlust fegten die Musiker unter dem ebenso schwungvoll wie klangsinnlichen Dirigat von Michi Gaigg durch die 15 Nummern von Mozarts „Zaide“. Als Visitenkarte für den Wiener Hof gedacht, stellte Mozart das 1778 begonnene Werk nie fertig, Ouvertüre und Finale fehlen. Denn bald sollte sich Mozart einem ebenfalls türkischen Sujet widmen, einem viel theaterwirksameren Libretto: „Die Entführung aus dem Serail“. Musikalisch lohnt die Wiederbelebung der „Zaide“ allemal, Mozart schrieb berührende Arien und effektvolle Ensembles. Und, einzigartig in Mozarts Schaffen, zwei wirkungsvolle Melodramen, von Musik begleitete Sprechtexte.

Regisseurin Andrea Haupt stützt sich auf eine Text-Version aus dem 19. Jahrhundert, die der Mozart-Verleger Johann André mit einem Schlusschor musikalisch abgerundet hat. Haupt setzt die Handlung mit einfachen Mitteln in Szene, kann jedoch dem simpel gestrickten Plot wenig Brisanz abringen. Hinter dem Tempo und der Präzision, die das Orchester vorgibt, bleiben Regie und Darstellung etwas zurück. Dieter Kschwendt-Michel vermag in der kleinen Rolle des Aufsehers Osmin mit überzeugender Bühnenpräsenz hervorzustechen. Stimmlich hingegen ist das junge Ensemble von großer Kompaktheit. Unterstützt durch den Hall des Rittersaales (das Wetter spielte bei der Premiere nicht mit, man übersiedelte aus dem Innenhof von Schloss Greinburg) zauberte Barbara Kraus als Zaide weiche Kantilenen. Daniel Johannsen setzte als übertrieben tollpatschiger Sultan Soliman komische Akzente, Maximilian Kiener zeigte als blasser Jüngling Gomas eine schön geführte Tenorstimme und Matthias Helm stritt souverän als tapferer Allazim.


 
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Die Welt wird Musik


Klangbogen: Giora Feidman Trio

Der Klarinettist Giora Feidman hat Klezmer zu allen Musikrichtungen hin geöffnet. Mit seinem „Klangbogen“-Auftritt im Theater an der Wien präsentierte er sein weltumspannendes Musikuniversum einem begeisterten Publikum.

Mozart, Mahler, eine Nummer von Charlie Parker oder ein Nigun: Alles, was Giora Feidman angreift, wird Weltmusik im besten Sinne. Nicht die Genre-Grenzen sind entscheidend, sondern wie Feidman durch die Musik zu seinem Publikum spricht. Das macht er sanft flüsternd mit Ora Bat Chaims „Together“ oder mit einem wild jauchzenden „Halaka Dance“. Dass sich im Vergleich mit früheren Auftritten in Wien einige Programmpunkte wiederholen, fällt nicht ins Gewicht, entscheidend ist, dass der King of Klezmer seine Klarinetten beseelt singen lässt. Wie er zu Beginn des Programms durchs Publikum schreitet, die Zuhörer auf einen Summ-Ton einschwingen lässt, hat schon fast Ritual-Charakter.

Neuere Stücke, Giora Feidman auf den Leib geschrieben, kamen von Guido Jäger, dem formidablen Kontrabassisten des Trios. Gitarrist Jens-Uwe Popp ließ sein Können mit einer intensiven und klaren Interpretation von Augustín Barrios Mangorés „Choro Da Saudade“ aufblitzen.


 
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Bezaubernder Sommernachtstraum


Konzerthaus: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Marc Minkowski

Als Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin bewies Marc Minkowski seine Pranke für Theatrales. Violin-Virtuose Renaud Capuçon brillierte mit Brahms.

Das soll ihm mal einer nachmachen: Die wohl am zu Tode gespielteste Musik, Mendelssohn „Hochzeitsmarsch“, so frisch zu spielen, dass einem das Herz aufgeht. Marc Minkowski und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin ist dieses Kunststück gelungen. Minkowski ist ein Dirigent, wie man sich ihn nur wünschen kann: Aufmerksam, ganz bei den Musikern und gleichzeitig ungemein fordernd, immer zwei Schritte voraus.

Die englische Mezzosopranistin Della Jones hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg dieser hinreißenden Aufführung von Felix Mendelssohn-Bartholdys Theatermusik zum „Sommernachtstraum“. Gleich mit der ersten rezitierten Verszeile brachte sie Shakespeares Sprachmelodie zum Klingen, ließ in lupenreinem Bühnen-Englisch die poetische Welt dieses Klassikers aufblühen. Der zweiten Solistin gelang das nur in Ansätzen. Die nasale Sprechstimme der Sopranistin Jennifer Smith erinnerte frappant an Terry Jones, in einem Sketch der Monty Pythons eine Frau imitierend.

Musikalisch klang dieser Sommernachtstraum bestechend klar und tänzerisch: Flink flirrende Streicher und hochpräzise Bläser sorgten für die passende Klangsphäre. Der Frauenchor der Wiener Singakademie hatte sichtlich Spaß an der Sache.

Mit seinem Violinkonzert überschritt Johannes Brahms die Schwelle zum Virtuosen-Konzert, das nur mit souveräner Beherrschung des Instruments zu bewältigen ist. Das Werk braucht einen Geiger, der es auch mit dem vollen Klang des Orchesters aufnehmen kann. Renaud Capuçon ist dafür der Richtige. Seine Interpretation des Violinkonzerts war von überzeugender Frische. Und für den theatralen Glanz seines Spiels hatte er in Marc Minkowski den idealen musikalischen Partner an seiner Seite. Schon die Einleitung hatte dramatische Spannung, mit großer Geste stürzte sich Capuçon in die aufsteigenden Phrasen der Violinstimme. Im Adagio hielt er mit der jungen Bläser-Gruppe des Orchesters innige Zwiesprache. Auch der letzte Satz gelang markig: Technisch agil, mit forcierter Klanglichkeit, musikalisch packend.


 
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