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Sunday, 12. October 2003

ernste musik

Konzerthaus: Giora Feidman Quartett


TangoKlezmer mit Publikumsbeteiligung

„Sie haben ein Ticket gekauft, weil ich hier heroben toll Klarinette spielen kann und Sie nicht? Bitte, das nicht!“ Giora Feidman hat größeres im Sinn als kühle Virtuosenabende. Es geht ihm um die Menschen im Pulikum und das, was sie verbinden kann: Musik. Natürlich spielt Feidman wunderbar Klarinette und er verwandelt Musik aus allen Stilrichtungen in eine Feidman-Melange. Es ist ihm egal, wenn Stilpuristen ob seinem Programm die Nase rümpfen: Mozart in einem Medley mit Scott Joplin und Klezmer-Musik. Alles wird zu Feidman, der selbst „Alle meine Entlein“ so spielen kann, dass den Zuhörern vor Rührung die Tränen kommen. Zu sagen, Feidman beherrsche sein Instrument, greift zu kurz: Er spricht durch es. Und rührt damit die Herzen seiner Zuhörer.

Seinem Sendungsbewusstsein in Sachen Musik ist es wohl auch zu verdanken, dass das Publikum so geschlossen seiner Aufforderung folgte, Melodien mitzusingen. Das Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert erklang in voller Konzerthaus-Besetzung - und das musikalisch überzeugend phrasiert.

Mit „TangoKlezmer“, dem Programm des Abends, tourt Feidman schon seit mehreren Jahren und es entsprang Feidmans biographischen Wurzeln: Der Klarinettist mit dem charakteristischen Kristall-Mundstück wurde in Argentinien geborene lebt seit den 50er Jahren in Israel. Dass die Mischung aus Tango- und Klezmer-Stücken so überzeugend wirkte, ist auch Feidmans Mitmusikern zu verdanken. Ken Filiano mit melodiösem Kontrabass-Spiel, Aquiles Báez an der Gitarre und Raúl Jaurena, der seinem Bandoneon sehnsuchtsvolle Töne entlockte, standen ebenbürtig neben dem Star-Klarinettisten.

Zuletzt spielte Feidman eine Mischung von israelischer und palästinensischer Hymne: „Zwei Takte von hier und zwei Takte von dort und das ganze verrührt“. Eine wunderbare Melodie. „Noch viel schöner wäre es, wenn die zwei Völker einmal friedvoll zusammenleben würden“, so Feidman. Er könne nicht mehr verstehen, was in seinem Land passiert. „Zeigen sie mir einen Krieg, der erfolgreich war. Einen. Es gibt keinen.“


 
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