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ernste musik

Glatte Schönheit ohne Risiko


Konzerthaus: Antonio Vivaldis Oper „Farnace“ konzertant

Mit der konzertanten Aufführung von Antonio Vivaldis Oper „Farnace“ gingen die „Resonanzen 2005“ zu Ende. Jordi Savall und das Orchester „Le Concert des Nations“ hatten mit diesem Werk bereits zuvor einige Erfahrung gesammelt.

Eine antike Familiengeschichte, wie gemacht für 170 Folgen „Reich und Schön“, hier gepackt in eine Barockoper: Der als Verlierer aus der Schlacht heimkehrende Vater und Titelheld befielt seiner Frau, ihr Kind und gleich sich selbst zu töten. Sie tut das natürlich nicht, zumal ihre Mutter der Siegerpartei angehört. Dazu kommt noch römisches Nebenpersonal. Der strenge Vater Farnace, die liebende Mutter, die böse Schwiegermutter, verliebte Pärchen – in Antonio Vivaldis „Farnace“ ist alles vorhanden. Spannend wird die Geschichte aber trotzdem nie: Nach einigen nicht motivierten und daher kaum nachvollziehbaren Volten mündet die Story, wie es die Tradition verlangt, in einem Schlussbild, wo sich zunächst alle töten wollen und in der nächsten Sekunde nicht in die Schwerter, sondern versöhnt in die Arme fallen.

Das Libretto von Antonio Maria Lucchini gehört wahrlich nicht zur Krone der Libretto-Schöpfung. Das ist nur einer der Gründe, weshalb der Abschlussabend der „Resonanzen“ wenig pulssteigerndes Potential hatte. Mit der atmosphärisch dichten Ersteinspielung dieser Oper (ein Zusammenschnitt zweier Aufführungen aus dem Teatro de la Zarzuela in Madrid mit demselben Team) hat Jordi Savall vor drei Jahren Aufsehen erregt und positive Reaktionen ausgelöst. Im Konzerthaus verlor sich die Spannung. Savall und „Le Concert des Nations“ musizierten zwar zügig und schwungvoll, ohne je die Klanglichkeit überzustrapazieren. Nie wurde die Grenze zum Geräuschhaften überschritten, die Ausdrucksmittel blieben genuin musikalisch. Ein bisschen mehr Biss und Emphase im Detail hätte jedoch gut getan. So blieb’s beim glatten, unbelebten, risikolosen Wohlklang.

Zwei Sängerinnen war es überlassen, mit ihren Arien Emotionen zu wecken und das schwache Libretto vergessen zu machen. Die Sopranistin Elisabetta Scano betörte mit lieblichem Timbre und sicheren Höhen. Und die Altistin Sonia Prina hatte schon am Eröffnungsabend der Resonanzen mit starker Bühnenpräsenz und ebenso großem Klangvolumen überzeugt.

Allen anderen gelang es nicht, stimmlich ähnlich präsent zu sein. Furio Zanasi machte seine Sache als Titelheld gut, Sara Mingardo konnte mit abgedunkelten Klangfarben aufwarten, zumal in der Tiefe. Für manch wohlgeformtes Detail war jedoch wohl der Saal zu groß und die Stimmkraft zu klein dosiert. Auch bei Adriana Fernández ging manche Phrase unter. Florian Boesch, bei der CD-Einspielung nicht dabei, fügte sich gut in das eingespielt Team. Ein im ästhetischen Sinn schöner, emotional aber wenig aufregender Abschluss des Festivals „Resonanzen 2005“.


 
  



 
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