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Auf des Erlösers holder Spur


Staatsoper/Osterklang: „Parsifal“ unter Peter Schneider

Mit Thomas Quasthoff in der Rolle des Amfortas sorgte die Parsifal-Inszenierung von Christine Mielitz an der Wiener Staatsoper für Aufsehen. Im Rahmen des „Osterklang“-Festivals sang nun Falk Struckmann diese Rolle.

Die Inszenierung von Christine Mielitz ist bereits in die Staatsopern-Geschichte eingegangen, auch weil sie zwei prominente Debüts möglich machte: Jenes von Thomas Quasthoff und das von Simon Rattle. Jetzt geht sie den Weg des Irdischen, nämlich den ins Repertoire. Und erodiert. Die Bewegungen des Chores werden ungenau und unbestimmt, Knappen stolpern über Schwerter und man meint zu spüren, wie sehr diese Inszenierung auf den Amfortas des Thomas Quasthoff zugeschnitten war. Stimmlich bot der „neue“ Amfortas Falk Struckmann in der „Osterklang“-Vorstellung am Vorabend des Karfreitag eine überragende Leistung. Das Erz in der Stimme, das manche Kritiker beim lyrischeren Thomas Quasthoff vermisst hatten, bot nun der geeichte Wagner-Sänger, der mit unheimlicher Stimmpräsenz sich als Idealbesetzung erwies.

Mielitz verzichtet in ihrer Arbeit für die Staatsoper gänzlich auf pseudochristliche Ikonografie. Die Hauptpersonen rücken, aus der Menge gerissen, stark in den Vordergrund. Erst nach und nach erschließt sich, wohin Mielitz ihren Parsifal, der außerhalb von Gesellschaft und Normen aufgewachsen ist, hinschubsen will. Da sind zerbombte Mauern, die die Bühne abschließen, rasch wechselnde Prospekte, mehrmals grelles Licht ins Publikum. Zur Gralsenthüllung im Saal der Gralsburg verschieben sich die Wände und die Ritterschaft hebt UFO-gleich auf einem Bühnenelement ab, darunter kommen Kinder zum Vorschein, die wie ausgezehrte Flüchtlinge aussehen. Klingsohr ist eine schillernde Zuhälter-Figur, unter den schwarzen Kitteln der Blumenmädchen verbergen sich samtrote, gewagte Abendkleider. In diese Endzeitstimmung setzt Mielitz ihren naiven Parsifal, der durch Anschauung und Mitleid sehend wird. Die Ritter der Gralsburg kriechen im letzten Bild wie ermattete Kriegsgefangene herum. Die Erlösung erfolgt, doch haftet ihr etwas Ernüchtertes an. Der Gral zerbricht. Und Kundry hat sich auch optisch – mit hellem Hemd und Hose – von der düsteren Grals-Gemeinschaft emanzipiert.

Am intensivsten wirkte an diesem Abend der zweite Akt, der zeigte, wo „Schrecklichster Triebe Höllendrang“ endet. Zerstörung und Krieg werden nicht, wie es Wagner verlangt, mit vertrockneten Blumen, sondern mit Bildern echter Verwüstung verdeutlicht. Packende Spannung, auch aus dem Orchestergraben, führten zu „der Liebe erster Kuss“, der Parsifal so nachhaltig „welthellsichtig“ macht – und das zwischen Kundrys Schenkeln. Rollendebütantin Mihoko Fujimura hatte hier als Kundry großartige Momente. Torsten Kerl war als Parsifal bemüht, konnte aber an Durchschlagskraft mit seinen Kollegen nicht mithalten, denn auch Wolfgang Bankl war als Klingsor eindringlich unsympathisch. Das Orchester bot unter Peter Schneider im ersten Akt verwackelte Einsätze und plattes Blechgedröhn, steigerte sich im zweiten Akt zu großer Intensität und versprühte schließlich feinen Karfreitags-Klangzauber.


 
  



 
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