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ernste musik

Europas Musiker-Nachwuchs im Praxistest


Musikverein: European Music Academies’ Orchestra, Colin Davis

Bewährungsprobe für junge Studenten dreier europäischer Musikuniversitäten: Ein gemeinsam besetztes Orchester unter Sir Colin Davis interpretierte Musik von Mozart, Elgar und Sibelius.

Zu seinem 75. Geburtstag vor drei Jahren hatte sich Altmeister Sir Colin Davis ein Orchester gewünscht. Es sollte sich aus jungen Musikern zusammensetzen. Die Musikuniversitäten von Wien, London und Helsinki haben ihm diesen Wunsch erfüllt. Nach Konzerten in Großbritannien und Finnland spielte das „European Music Academies’ Orchestra“ nun im Wiener Musikverein sein drittes Konzert unter der Leitung des britischen Dirigenten. Aus den Ländern der teilnehmenden Universitäten stammen auch die vorgestellten Komponisten: Mozart, Elgar, Sibelius.

Was sofort ins Auge stach, war die geschlechterspezifische Verteilung an den Pulten: Unter 27 Frauen saßen drei männliche Geiger. Wenn es mit rechten Dingen zugeht, müsste sich das sehr bald auch in Österreichs männerdominierten Orchestern widerspiegeln…

Große Konzentration prägte die Interpretation von Mozarts „Jupiter-Symphonie“. Das Fehlen von Erfahrung erwies sich hier als Vorteil: Alle Details waren bewusst gearbeitet und nicht Resultat von Routine. Die große Linie gab Davis vor, ein leichter, heller, apollinischer Mozart, trotz großer Besetzung. Und berührender als jedes durchschnittliche Abo-Konzert.

Bei Edward Elgars Enigma-Variationen zeigte sich, dass Routine auch hätte hilfreich sein können: Einzelne technisch diffizile Stellen gelangen nicht mit letzter Souveränität, die innig-schwelgerischen Abschnitte wogten hingegen herzerweichend. Eine kompakte, klare Interpretation von Jean Sibelius’ Siebenter Symphonie bildete den „finnischen“ Teil des Abends. Die Solisten des Orchesters musizierten zum Teil sensibel, aber mit zu wenig Selbstvertrauen (Bratsche), zum Teil fulminant: Die Erste Posaunistin schmetterte ihr ausgedehntes Solo in der Sibelius-Symphonie kraftstrotzend und hochmusikalisch über die Köpfe ihrer Mitmusiker hinweg. Erfrischend wie ein Frühlingsmorgen.


 
  



 
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