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unterhaltungsmusique

On the sunny side of music


Musikverein/Gläserner Saal: Thomas Quasthoff, Oliver Gross

Nach der für jeden Sänger ungemein anstrengenden und belastenden „Winterreise“ widmete sich Thomas Quasthoff wenige Tage darauf seiner geheimen Geliebten: Der Jazzmusik.

Thomas Quasthoff ist nichts fremd: Nachdem er im Großen Musikvereinssaal in die todessehnsüchtigen Tiefen der Schubertschen „Winterreise“ eingetaucht war, brillierte der Bariton im Gläsernen Saal des Musikvereins als sonniger Jazz-Sänger und mitreißender Entertainer. Was kann dieser Musiker nicht? Keine Ahnung. Jedenfalls ist er wohl der einzige „Amfortas“ der Welt, der Elvis-Hadern hinkriegt, scatet, was das Zeug hält und im nächsten Moment zur „human drum machine“ wird. Das wirkt alles so überzeugend, weil Quasthoff nicht singt, wie er sonst singt. Quasthoff phrasiert nicht Opernhaft, sondern orientiert sich an Jazzgrößen wie Chet Baker. Ganz selbstverständlich gelingen ihm, kompetent unterstützt vom Pianisten Oliver Gross, Standards – von „Summertime“ über „Satin Doll“, von „My Funny Valentine“ bis zum „Girl from Ipanema“. Auch den Blues weiß der Mann zu singen und hüllt sich dafür stilgerecht in blauen Zigaretten-Dunst. Und wenn Quasthoff “Moon River“ seidenweich ins Mikrophon schmeichelt, schmelzen alle Herzen. Eine CD-Einspielung ist geplant, noch ist der Perfektionist nicht mit jedem Song dort, wo er hin möchte. Auch das wird er schaffen.

Quasthoff entwickelt zudem als Entertainer Profil. Mit wenigen Worten, einer Mischung aus Helge Schneider und Harald Juhnke, schafft Quasthoff eine Atmosphäre von großer Intimität. Man wähnt sich nicht im gläsernen Saal, sondern in einem schummrigen Jazz-Club. Quasthoff schäkert mit einem Zuschauer, der ihm ein zu Boden gefallenes Notenblatt reicht („über die Gage reden wir später“), wünscht einem niesenden Zuhörer „Gesundheit“, baut Wiener Slang in seine an Bobby McFerrin gemahnenden Improvisationen ein und witzelt über Österreichs schwächelnde „rechte Hälfte“. Standing Ovations für einen einzigartigen Musiker.


 
  



 
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