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ernste musik

wien modern IV


Kunst und Wahn

Auf radikale Grenzgänger und die Welten zwischen Kunst und Wahn nimmt Heinz Holliger in seinen Kompositionen Bezug. Dem Schweizer ist ein Schwerpunkt von Wien Modern gewidmet. Mit dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg präsentierte Holliger als Dirigent die österreichische Erstaufführung eigener Werke. Drei Künstler, die gegen Ende ihres Lebens als wahnsinnig eingestuft worden sind, haben Holliger zu den Kompositionen des Abends angeregt: Robert Schumann, Louis Soutter und Friedrich Hölderlin. Der Schweizer Soutter (1871 bis 1942) war Meisterschüler von Eugène Ysaye, ehe er sich der Malerei zuwandte und in die USA ausreiste. 1903 kehrte Soutter krank in die Schweiz zurück. In den folgenden Jahren war er Geiger in Symphonieorchestern, später in Stummfilmtheatern und Hotels und führte schließlich ein Leben als dandyhafter Vagabund. Holligers Violinkonzert "Hommage à Louis Soutter" ist keine Nacherzählung dieses Schicksals, sondern ein groß angelegtes Porträt von mentalen Zuständen. Musik, die auf die Katastrophe zusteuert. Holliger arbeitet mit feinsten Klangschattierungen und mutet dem Solisten einiges zu. Thomas Zehetmair meisterte alle Hürden mit Bravour. Während Holliger beim Violinkonzert (entstanden 1993 bis 1995 und 2002) Zitate ("Dies Irae", Ysaye) verarbeitet, arbeitet Holliger bei seinen "Gesängen der Frühe" (1987) mit einer Collage-Technik. Musik von Schumann wird mit Texten von (und über) Hölderlin und Schumann überlagert. Das klang streckenweise wie ein gut gemachtes Hörspiel. Das hervorragende SWR-Sinfonieorchester und das treffsichere SWR-Vokalensemble Stuttgart machten mit einer klanglich bis ins kleinste Detail ausgefeilten Interpretation auch dieses Stück zu einem Hör-Erlebnis. Den zwei Werken Holligers wurden Kompositionen, auf die sich diese beziehen, vorangestellt. Thomas Zehetmair spielte die Sonate-Ballade op. 27/3 von Ysaye sicher und eigenwillig. Auch der Pianist Christoph Berner war mit den "Fünf Gesängen der Frühe" von Robert Schumann mehr als ein Stichwortgeber. Berner, der sich seit langer Zeit für dieses Werk einsetzt, gestaltete die Stücke gesanglich und zauberte verborgenste Seelenregungen aus der Partitur. Zudem brachte er die gegenläufigen Stimmen als auch die zukunftsweisenden Brüche im Notentext dieses Œuvres zur Geltung. <a href=www.wienerzeitung.at target=_new>wz


 
  



 
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