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ernste musik

wien modern IX


Geist und Gefühl "Wie aus der Steinzeit" kam Wolfgang Rihm, dem bei "Wien Modern" ein Komponisten-Schwerpunkt gewidmet ist, eine Uraufführung eines seiner Jugendwerke vor. Siegfried Mauser nahm sie im Neuen Saal des Konzerthauses vor. Von der Haltung her sei ihm dieses Klavierstück aus dem Jahr 1968/69 fremd, meinte Rihm im anschließenden Gespräch mit Mauser. Dass der Pianist dabei auch in die Saiten greifen muss, sei ihm heute "so peinlich". Als zu einer gewissen Zeit das Zupfen zur Manie ausgeartet ist, sei ihm diese Spieltechnik unmöglich gemacht worden. Vorgeformte Strategien sind Rihm schon immer suspekt gewesen. Die Frage, die ihn beschäftigt hat: Wie kommt man zu einer Artikulation von Musik, "die im Vortrag Geist und Gefühl vereint"? Sein Ziel: "Aus Gelungenem neue Fragen gewinnen." Dass Rihm ästhetischer Stillstand schon damals fern lag, bewies sein "Klavierstück Nr. 7". Hier sind die Kontraste noch dichter, ein mit aller Kraft gedroschener Es-Dur-Akkord kehrt die Hörgewohnheiten um: Konsonanz wird zur Dissonanz. Die Zertrümmerung der Tonalität durch Repetition. Zudem ist es nicht von großen Sprüngen geprägt wie das Stockhausen-inspirierte erste Klavierstück. Rihms siebtes Streichquartett aus dem Jahr 1985 schreibt den zwei Geigen und der Bratsche vor, neben ihrer streichenden Tätigkeit auch Holzblöcke mit einem Schlägel zu traktieren. Das Cello bleibt trotzig bei seinen Leisten, bricht in eine wie von Sinnen wiederholte einfachste Kadenzformel aus und wird von den Mitspielern zuletzt gnadenlos zurechtgeklopft. Vor dem letzten Rihm'schen Werk erklang "Five Covered Settings" von Johannes Kalitzke. Fünf klanglich sauber voneinander geschiedene Teile sind auszumachen: gepresste Klänge (erster Satz), wild auffahrende Figuren (zweiter), geräuschhaftes Schlingern (dritter), wilde Ostinati, die in vereinzelten Ereignissen und fahlen Klangfarben verebben (vierter und fünfter Satz). Rihms "Interscriptum" gab zu interessanten Vergleichen Anlass. Das Klavierquintett ist eigentlich ein Duo für Streichquartett und Klavier, hat Rihm hier doch sein zwölftes Streichquartett mit einem Klavierpart garniert. Wie von Ferne beobachtend wirkte letzterer, nur am Schluss gibt das Klavier der Komposition harmonisch andere Drehs. Das Minguet-Quartett spielte das zwölfte Quartett Rihms mit anderen Klangfarben als am Vortag das Arditti String Quartet - musikalisch höchst eigenständig, technisch aber nicht ganz auf dem Weltklasseniveau der Ardittis. <a href=www.wienerzeitung.at target=_new


 
  



 
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