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ernste musik

Osterklang: Concentus Musicus, Nikolaus Harnoncourt


Klangpracht des englischen Barock

Auch Musiker haben eine Schutzpatronin: die Heilige Cäcilia. Ihr zugeordnet ist die Orgel, die Königin der Instrumente. Ein besonders prächtiges Exemplar ziert bekanntlich den Goldenen Musikvereinssaal. Im Rahmen des Osterklang Wien wurde dort der Heiligen Cäcilia gedacht, naturgemäß auf historischen Instrumenten: Nikolaus Harnoncourt, polyglotter Sprecher aller Klangreden, musizierte mit seinem Concentus Musicus Henry Purcells Cäcilien-Ode.

1683 begann die Musiker-Gilde in London den Brauch, der Heiligen Cäcilia einmal im Jahr ein großes Konzert zu widmen. Purcell schrieb zu diesem Anlass mehrere Oden auf Cäcilia, die bekannteste (von 1692) musizierte der Concentus nun unter seinem Gründer.

Das Werk bot Harnoncourt reichlich Gelegenheit, beredt die rethorischen Figuren in affektgeladene Musik zu übersetzen. Denn Purcells geniale Musik entspringt dem Wort, praktisch jede Sinneinheit wird in Klang übertragen. Die Mittelstimmen sind detailreich ausgearbeitet und sorgen für manch harmonisch kühne Überraschung.

Auch Georg Friedrich Händels Utrechter Te Deum wandte sich an ein breites Londoner Publikum und hebt mit entsprechend staatsragendem Duktus an. Händel dankte mit diesem Werk für den Frieden von Utrecht (und bekam ob des musikalischen Erfolges von der Queen eine jährliche Pension zugesprochen). Freilich folgt das etwa zwanzig Jahre nach Purcells Cäcilien-Ode entstandene Te Deum bereits anderen Idealen: Die musikalische Struktur ist flächiger ausgelegt, die Mittelstimmen verlieren an Bedeutung, der einheitliche Affekt einer Arie steht über dem Recht des einzelnen Wortes.

Harnoncourt setzte die Stimmungen der Te-Deums-Teile klanglich genau definiert voneinander ab. So blieb die musikalische Spannung stets aufrecht. Kollektive Gänsehaut evozierte der Concentus mit der instrumentalen Begleitung des Terzetts „We believe that thou shalt come“: Der himmlische Klang der Traversflöte schien über strahlend gehauchten Akkorden der Streicher zu schweben. Der eine oder andere verwackelte Einsatz an diesem Abend störte den musikalischen Gesamteindruck kaum. Insgesamt ein Sieg für Purcell.

Die Sänger klangen indes inhomogen: Dorothea Röschmann stach mit einem etwas dramatisch geführten Sopran aus dem Solistenensemble aufdringlich hervor. Matthias Rexroth, ein schön und dunkel timbrierter Counter-Tenor, konnte die schwierigen Koloraturen von Purcells Arien nur auf ein wackeliges Fundament stellen. Elisabeth von Magnus tat sich mit den Händelschen Tongirlanden hörbar leichter, Stephan Genz war ein passabler Bass. Tenor Kurt Streit sang mit vorbildlichster Textdeutlichkeit und vermochte auch strahlende, aber nicht forcierte Spitzentöne in den Goldenen Saal zu schmettern.


 
  



 
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