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oper

Festwochen: Friedrich Cerhas "Der Rattenfänger"


Die Rückkehr des Rattenfängers

Seit der Uraufführung beim steirischen herbst 1987 uraufgeführt und der Übernahme dieser Produktion durch die Wiener Staatsoper war Friedrich Cerhas "Der Rattenfänger" auf keiner Bühne mehr zu sehen. Die Wiener Festwochen haben das Werk in einer Co-Produktion mit dem Staatstheater Darmstadt in ein aufregendes Bühnenbild gewuchtet.

Carl Zuckmayer hat in seinem Theaterstück "Der Rattenfänger" aus der berühmten Mär vom Ratten und schließlich Kinder lockenden Vagabunden ein sozialkritisches Drama gemacht, das 1975 uraufgeführt worden ist. Ein Werk, über das sich vor allem sprachlich einige Patina gelegt hat. Friedrich Cerha hat für seine Opern-Version eine stringente Fassung destilliert. Was in den Mittelpunkt gerückt wurde, hat der Komponist in einem scharfsinnigen Aufsatz für das Programmheft analysiert: Es geht um Macht und Ohnmacht. Soziales Ungleichgewicht wird von der herrschenden Schicht zur Unterdrückung des gemeinen Volks genutzt. Der Stadtregent und Mühlenbesitzer nimmt eine Rattenplage in Kauf, um die Mehl-Preise hoch und das hungernde Volk an der kurzen Leine zu halten. Als die Ratten die letzten Reserven gefährden, vertreibt der Rattenfänger die Brut. Sein zugesicherter Lohn - ein Stück Land und das Stattrecht - wird ihm verweigert. Der Rattenfänger mit seiner natürlichen Gabe, den Menschen ihre Unterdrückung vor Augen zu führen, ist eine Gefahr für die herrschende Klasse. Divana, die Frau des Stadtregenten, schützt den Rattenfänger noch eine Nacht vor dem Kerker. Für sie spielt er auf seinem Instrument, zieht sie in den Bann der Musik. Für eine Minute zuviel gibt sich der Rattenfänger dem Rausch der Macht hin: Divana tanzt sich zu Tode.

Daraufhin bricht in der Stadt das Chaos aus. Der Rattenfänger wird zum Tode verurteilt, die Volksmassen, die unter seiner Führung eine Revolution anzetteln wollten, plündern stattdessen das Judenviertel, die Kinder des Stadtregenten pressen mit der Drohung, sich selbst zu töten, den Rattenfänger frei. Schließlich verlassen die Kinder der Stadt unter der Führung des Rattenfängers die zerstörte Stadt - in der utopischen Hoffnung auf ein neues Leben.

Mit seinem "Rattenfänger" hat Friedrich Cerha eine gekonnte Theaterarbeit hingelegt. Die Gesetzte von Macht und Unterdrückung sind plastisch herausgearbeitet, der Rattenfänger ist als vielschichtige Figur gezeichnet. Cerha nutzt ein breites Spektrum an musikalischen Mitteln, vom leisen Gitarren-Zirpen bis zum dröhnenden Orchester-Fortissimo, von weiten Klangflächen bis zu Choral-Zitaten. Leider erklingt aus dem Orchestergraben allzu oft das nahe liegende. Bei aller Stil-Vielfalt: Überraschungen sind selten. Die Musik ist kaum mehr als ein passables Vehikel für die emotionelle Grundierung der Handlung.

Die sehr sangbar gestalteten Vokalpartien sind bei John Pierce (Rattenfänger), Jennifer Barrette Arnold (Divana) und Morenike Fadayomi (Henkerstochter Rikke) in guten Händen. Sonst herrscht stimmliches und wortundeutliches Mittelmaß, Wojciech Halicki überzeugt unter der Regie von Friedrich Meyer-Oertel als durchtriebener Hostienbäcker.

Überwältigend ist das Bühnenbild von Hartmut Schörghofer, der auf eine Drehbühne eine riesige Werftanlage gewuchtet hat, die mit jeder Drehung neue Blickwinkel frei gibt. Jubel für den Komponisten und die Rückkehr seines "Rattenfängers" nach Wien.


 
  



 
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