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ernste musik

Mozart-Saal: Eröffnungskonzert von „Douce France?“


Musik aus dem französischen Exil

„Douce France?“, ein Festival des Orpheus Trust, stellt Frankreich als Exil- und Durchgangsland für vom NS-Regime verfolgte Musikschaffende stellt vor.

Für viele Kunstschaffende war Frankreich Zufluchtstädte vor dem Nationalsozialismus. „Douce France?“ („Süßes Frankreich?“), ein Festival des Orpheus Trust, möchte sie wieder ins Gedächtnis rufen. Das Fragenzeichen im Titel ist nicht zufällig gesetzt: Nachdem die Nazis in Frankreich eingefallen waren, gingen auch von hier die Deportationszüge nach Auschwitz. So überlebte etwa Norbert Glanzberg (1910-2001) mit Hilfe Edith Piafs. Glanzberg war von Berlin nach Paris emigriert und machte nach schwierigen Anfängen Karriere als Chanson-Schreiber. Mit Hilfe von Edith Piaf und Tino Rossi entkam er der Deportation und überlebte im Versteck. Nach der Befreiung schrieb er für Legenden wie Piaf, Yves Montand und Petula Clark. Am Ende seiner Karriere wandte sich der aus einer jüdisch-orthodoxen Familie stammende Komponist seinen kulturellen Wurzeln zu. Das Ensemble „die reihe“ stellte Glanzbergs „Suite Yiddish“ vor. Eine Uraufführung. Das Stück beschwört eine verlorene Zeit herauf: Glanzberg malte etwas sentimentale, von Isaac Bashevi Singer inspirierte Genrebilder.

Paul Arma (1904-1987), in Budapest geboren, wirkte als Konzertpianist und wurde später musikalischer Leiter am Bauhaus. Sein Kampflied „Han! Coolie“ wurde weltberühmt. Während der Okkupations-Zeit arbeitete er im Versteck weiter an seiner Musik. Befreundete Künstler wie Pablo Picasso und Henri Matisse schufen für ihn Titelblätter. Eine Schau in der Künstlerhaus-Passage (2. Dezember bis 6. Jänner) wird sich diesem Aspekt im Schaffen Paul Armas widmen.

Armas „Sept Transparences“ waren ein würdiger Beginn des Konzertabends, kombinieren sie doch eine französische Erfindung (das Saxophon) mit einer aus Österreich (dem Streichquartett). Armas Klangsprache der 60er Jahre weist die Präzision der Zweiten Wiener Schule auf, kombiniert mit französischem Klanggefühl. Bei der Interpretation dieses Saxophonquartetts war man mit dem von Gerald Preinfalk angeführten Ensemble musikalisch auf der sicheren Seite. Was man von den restlichen Interpreten nur bedingt behaupten kann. Überdeutlich und im Missverhältnis zum klingenden Ergebnis zeigte Dirigent Andreas Mitisek ein etwas hampelmännisches Gestochere, das der Musik (und dem Ensemble „die reihe“) kaum Atem ließ. Manche der Stücke litten extrem unter der inadäquaten Wiedergabe. Besonders die Lieder Paul Armas und des Schönberg-Schülers Max Deutsch, vorgetragen von Christina Ascher, hätten eine Sängerin auf der Höhe ihrer Gesangskünste verdient.


 
  



 
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