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oper

Kammeroper: Cavallis „Die Liebe des Apollon und der Daphne“


Nicht zeitgemäß, sondern kindisch

Die Kammeroper, die sich um die in Wien vernachlässigte Barockoper annimmt, hat anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums „Die Liebe des Apollon und der Daphne“ von Francesco Cavalli (1602-1676) wiederaufgenommen. Der Komponist hat Monterverdis kompositorischen Weg weitergeführt, sein Opernstil verwischt die Grenzen von Rezitativ und Arie.

Das Programmheft sieht – nicht zu Unrecht – in heutigen Soap-Operas Parallelen zum Lieben und Leiden der Götter in Busenellos Libretto. Die Inszenierung trifft jedoch leider nicht das „heutige Leben“, sondern nur eine Klischeevorstellung davon. Über weite Strecken erinnert das kindische Treiben auf der Bühne an ein Gastspiel von „Confetti TiVi“. Die in der Musik angelegten poetischen Momente (etwa die finale Umwandlung Daphnes in einen Lorbeerbaum) finden keine adäquate optische Umsetzung. Ihre akustische jedoch schon: Das Orchester der Kammeroper spielt auf Originalinstrumenten unter der profunden Leitung von Bernhard Klebel schwungvoll und klanglich ausgewogen.

Das Bühnenbild von Otto Sujan, eine Serie von Wolken-Prospekten, wird vom Kampf Leuchtstoffgrün gegen Himmelblau dominiert. Ästhetisch könnte das höchstens als 80er-Jahre-Reminiszenz durchgehen, war aber hier wohl nicht so gemeint. Die Lichregie ist zudem manchmal etwas unpräzise: Füße werden beleuchtet, Köpfe nicht.

Das Urteil über die Sängerleistung muss zwiespältig ausfallen: Bei mancher Nebenrolle steht, trotz musikalisch schlüssiger Ausarbeitung, noch eher das Wollen als das Können im Vordergrund. Überzeugen können Raquela Sheeran (Daphne) und Alexandra Rieger (Aurora), die beide ihr Kammeropern-Debüt geben. Die überzeugendste Männerstimme des Abends: Sokolin Asllanajs markiger Bariton. Gernot Heinrich gefiel mit seinem schlanken, agilen Tenor, Alexander Plust war als Apollon ein verlässlicher Counter-Tenor.


 
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oper

Kinderopernzelt: "Die Feuerrote Friederike" nach Christina Nöstlinger


Gelungene Umsetzung eines Kinderbuch-Klassikers

Friederike hat feuerrote Haare und wird deshalb von ihren Schulkollegen verspottet. Christine Nöstlinger schuf die Figur der Feuerroten Friederike und damit einen Kinderbuch-Klassiker. Elisabeth Naske hat eine kurzweilige, intelligente Musiktheater-Version komponiert, die nun von der Volksoper im Kinderopernzelt der Staatsoper uraufgeführt wurde.

Friederike, quasi die Schwester des "Rostigen" von Arik Brauer, erntet ob ihrer Haarpracht von ihren Mitschülern nur Spott, Hohn und Gewalt. Bald entdeckt Friederike, dass die roten Haare aber nicht Zeichen eines Makels sind, sondern besondere Kraft verleihen: Sie kann ihre Haare zum Glühen zu bringen, die Gegner blenden. Und schließlich lernt sie sogar das Fliegen. All die Dinge erfährt sie erst durch ein geheimnisvolles rotes Buch, das ihre rothaarige Tante hütet. Schließlich fliegt sie mit ihrer rothaarigen Katze, der Tante und dem freundlichen Briefträger-Ehepaar in ein anderes Land - in ein Land, wo alle Menschen glücklich sind und Spott ein Fremdwort ist.

Regisseur Henry Mason hat die Vorgabe, dass Haare leuchten und die handelnden Personen herumfliegen, mit Kreativität und Humor gelöst. Komponistin Elisabeth Naske jongliert geschickt mit den Genres von Ba- bis Rock. Das Bühnenorchester der Wiener Staatsoper unter Rainer Roos befindet sich noch in der Konsolidierungsphase, bringt die schmissige Musik aber schon zum Teil mit Verve.

Die Darsteller sind mit spürbarer Freude bei der Sache: Eva Neubauer als quirlige Friederike, Sulie Girardi als gutmütige Annatante und Gerhard Ernst als verständnisvoller Briefträger. Jens Claßen hat als Katerkatze eine komische Pantomime-Nummer, mit der er sich in die Herzen der Kinder spielt.

Fabian, Jahrbang 92, Exklusiv-Tester für die Wiener Zeitung, fand's, obschon am älteren Rand der Zielgruppe, "cool". Die Melodie des Rote-Haare-Songs ("Rote Socken, rote Schuhe, rote Haare nicht") auf den Lippen, lobte er vor allem die Performance der Katerkatze.

Die Qualität, die im Kinderopernzelt stets geboten wird, bürgt für Erfolg: Alle Vorstellungen dieser Saison sind bereits ausverkauft. Der Vorverkauf für die nächste Saison beginnt am 17. April.


 
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Staatsoper: Strauss' "Elektra" unter Donald Runnicles


Elektra in den Seilen

Es wird viel gebaumelt in der Elektra-Inszenierung, die Harry Kupfer vor 15 Jahren für die Wiener Staatsoper entworfen hat. Elektra hängt buchstäblich an ihrem Vater, wenn sie in die Stricke greift, die vom verfallenden Denkmal Agamemnons baumeln. Das Schicksal, das die Götter für ihre Familie gestrickt haben, durfte man am Ring mit Sängern erleben, die zuvor bereits Erfahrung mit Hans Schavernochs verschnürtem Bühnenbild gesammelt hatten. Ein Abend ohne sängerische Makel.

Donald Runnicles, der derzeit die Premiere von ?Parsifal? für die Staatsoper vorbereitet, ließ das konzentrierte Orchester munter knallen. Die Inszenierung funktioniert, auch wenn Elektras fortwährendes Taueklettern bald zoologische Konnotationen evoziert.

Die Amerikanerin Deborah Polaski legt ihre Paraderolle nicht als wildgewordene Hysterikerin an (auch wenn einzelne Spitzentöne etwas schrill gerieten). Einer Kriegerin gleich scheint sie vom Unausweichlichen überzeugt: dem Muttermord. Den vollbringt schließlich nicht ihre Schwester Chrysothemis (als wunderbar lyrischer Gegenpart: Ricarda Merbeth), sondern Orest. In dieser Rolle debütierte Falk Struckmann 1991 an der Staatsoper, und er kann's noch immer: Mit großer Stimmkultur orgelte er voll und voluminös wohlgeformte Töne in den Zuschauerraum. Hanna Schwarz sang die Klytämnestra besonders wortdeutlich und stimmlich souverän. Großer Applaus für Polaski, die die Fallstricke dieser schwierigen Partitur sicher umtänzelte, verdienter Jubel für Runnicles und das Staatsopern-Orchester.


 
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