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Friday, 23. April 2004

oper

Kammeroper: Cavallis „Die Liebe des Apollon und der Daphne“


Nicht zeitgemäß, sondern kindisch

Die Kammeroper, die sich um die in Wien vernachlässigte Barockoper annimmt, hat anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums „Die Liebe des Apollon und der Daphne“ von Francesco Cavalli (1602-1676) wiederaufgenommen. Der Komponist hat Monterverdis kompositorischen Weg weitergeführt, sein Opernstil verwischt die Grenzen von Rezitativ und Arie.

Das Programmheft sieht – nicht zu Unrecht – in heutigen Soap-Operas Parallelen zum Lieben und Leiden der Götter in Busenellos Libretto. Die Inszenierung trifft jedoch leider nicht das „heutige Leben“, sondern nur eine Klischeevorstellung davon. Über weite Strecken erinnert das kindische Treiben auf der Bühne an ein Gastspiel von „Confetti TiVi“. Die in der Musik angelegten poetischen Momente (etwa die finale Umwandlung Daphnes in einen Lorbeerbaum) finden keine adäquate optische Umsetzung. Ihre akustische jedoch schon: Das Orchester der Kammeroper spielt auf Originalinstrumenten unter der profunden Leitung von Bernhard Klebel schwungvoll und klanglich ausgewogen.

Das Bühnenbild von Otto Sujan, eine Serie von Wolken-Prospekten, wird vom Kampf Leuchtstoffgrün gegen Himmelblau dominiert. Ästhetisch könnte das höchstens als 80er-Jahre-Reminiszenz durchgehen, war aber hier wohl nicht so gemeint. Die Lichregie ist zudem manchmal etwas unpräzise: Füße werden beleuchtet, Köpfe nicht.

Das Urteil über die Sängerleistung muss zwiespältig ausfallen: Bei mancher Nebenrolle steht, trotz musikalisch schlüssiger Ausarbeitung, noch eher das Wollen als das Können im Vordergrund. Überzeugen können Raquela Sheeran (Daphne) und Alexandra Rieger (Aurora), die beide ihr Kammeropern-Debüt geben. Die überzeugendste Männerstimme des Abends: Sokolin Asllanajs markiger Bariton. Gernot Heinrich gefiel mit seinem schlanken, agilen Tenor, Alexander Plust war als Apollon ein verlässlicher Counter-Tenor.


 
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ernste musik

Brahms-Saal: Ensemble Kontrapunkte, Keuschnig, Lucas


Buntes Stil-Potpourri aus dem 20. Jahrhundert

Ein interessantes Allerlei an Kompositionsstilen des vergangenen Jahrhunderts servierte Ensemble-Kontrapunkte-Leiter Peter Keuschnig im fünften Konzert seines Musikvereins-Zyklus. Wenig erfreulich war die Umsetzung von Gerhard Schedls „Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden...“, einem Lamento für Violine, Violoncello, und Klavier über ein rätselhaftes Thema aus Mozarts „Zauberflöte“. Das Zitat stammt aus dem 28. Auftritt der Oper, der schaurig schönen Musik der „Geharnischten“ zur Eröffnung der Feuer- und Wasserprobe. Das Klaviertrio ist ein kurzes Stück, umso präziser und verfeindert ist Schedls Klangsprache. Schedl, der im November 2000 freiwillig aus dem Leben schied, verlangt hier komplexe Spieltechniken. Die Interpretation durch das Ensemble Kontrapunkte war nur eine Annäherung an die klanglichen Intentionen, jedoch keine adäquate Umsetzung.

Musikalisch geglückt hingegen Bruno Madernas „Konzert für zwei Klaviere und Orchester“: Die Pulsierende Rhythmik des Werkes entwickelte in der Interpretation durch Klara Torbova und Tomislav Nedelkovic Baynon am Klavier und dem Maderna-Schüler Keuschnig am Dirigentenpult einen mitreißenden Sog, klanglich fein mit dem Schlagwerk verwoben.

Noch vor der Pause erfolgte ein abrupter Sprung in die Vor-Atonale Phase Arnold Schönbergs: Michaela Lucas glänzte mit dem „Lied der Waldtaube“ (in der Version für Kammerorchester) aus den Gurre-Liedern. Höchst expressive Gesangslinien standen jedoch einer etwas verminderten Wortdeutlichkeit gegenüber.

Mit Schostakowitsch holte sich das Ensemble schließlich den ausgelassenen Jubel des Publikums: Zunächst erklang die „Suite für Jazzorchester“ Nr.1 des russischen Komponisten, an der musikalisch noch sehr zu feilen gewesen wäre. Auch technisch passierten hier grobe Unsicherheiten, der Erste Geiger schummelte sich mehr schlecht als recht über die Hürden seiner Soli. Schwungvoll und mitreißend musiziert wurde schließlich die „Suite für Promenadenorchester“, die Ballett-, Unterhaltungs- und Filmmusik von Schostakowitsch aus mehreren Jahrzehnten vereint. Raffinierte Stücke, die das virtuose Handwerk und die Genialität Schostakowitschs in jeder Sekunde aufblitzen lassen, Musik, von der noch Generationen von Filmkomponisten zehren. Zwar mit Ausrutschern ins derbe, aber durchwegs schmissig ließ Keuschnig durch die Partitur wirbeln. Zum großen Vergnügen des Publikums: Man hätte gern mehr als eine Zugabe gehört.


 
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