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unterhaltungsmusique

England liegt im arktischen Affen-Fieber


Sind die Arctic Monkeys die neuen Beatles?

Pop-Hype um „Arctic Monkeys“

GB/Sheffield Auf diese Band scheinen alle gewartet zu haben. Ob Boulevardzeitung, Indie-Fanzine oder Feuilleton: Ganz Großbritannien schwärmt von den Arctic Monkeys. Frech und frisch, authentisch und ohne Posen. Die vier arktischen Primaten aus Sheffield lassen die etablierten Britpop-Granden alt aussehen, behaupten sich durch Glaubwürdigkeit und musikalische Stilsicherheit. Nun sind die Monkeys auch mit ihrer zweiten Single („When the Sun Goes Down“) in den englischen Charts von Null auf Eins geklettert.

Alles nur ein Hype? Oder sind das gar die „neuen Beatles“? Abwarten. Vergangen Montag haben die Arctic Monkeys ihr erstes Album veröffentlicht. Es bricht alle Verkaufs-Rekorde. Am ersten Tag wechselten mehr als 100.000 Platten für harte Pfund den Besitzer. Die Londoner „Times“ rief daraufhin entgegen dem chinesischen Kalender das Jahr des Affen aus. Und das Jugend-Rockmagazin NME jubiliert über „guten alten ehrlichen Rock ’n’ Roll“.

Wie aus dem Nichts begann vergangenen Oktober der bisher ungebremste Aufstieg der Band: Die erste Single „I Bet You Look Good on the Dancefloor“ schoss sofort an die Spitze der Charts. Was für die Beatles Liverpools „Cavern Club“ war, nämlich ein Ort für den Aufbau einer Fangemeinde, war für die Arctic Monkeys das Internet. Sie sind die erste „Blog-Band“, über private Weblogs weiterempfohlen, Download-Superstars ganz ohne Marketing-Maschinerie, „pickeligen Poeten aus dem Webspace“ (Times). Während die Fans schon bei Konzerten jede Zeile mitsangen, hatte die Musikindustrie noch keinen Schimmer von der arktischen Revolution. Nun hat die Band den sicheren Hafen von Domino Records angelaufen, wo auch „Franz Ferdinand“ vor Anker liegt.

„Die Britishness der Kinks, den melodischen Intellekt der Beatles, das Höhnische der Sex Pistols, den Witz der Smiths, den Groove der Stone Roses, die Hymnenseligkeit von Oasis und das Gerassel der Libertines“ – mit solchen Vergleichen legen die Rock-Experten des britischen New Musical Express die Latte extrem hoch. Die Arctic Monkeys als Retter der Welt, die Robin Hoods des Pop? Bandleader Alex Turner, vom NME zur coolsten Person des Jahres gewählt, sieht auch Gefahren. Die Band starte ja eigentlich erst so richtig, betont er gegenüber der BBC: „Wenn die Erwartungen zu groß werden, kann das nur mit einer Enttäuschung enden. Aber die Leute werden mitgerissen, nicht? Na schön!“

Die Arctic Monkeys versagen sich schon mit dem Titel des Albums jeglichen Vereinnahmungsversuchen: „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ – was immer die Leute sagen, wer ich sei, das bin ich nicht (übrigens ein Zitat aus einer Verfilmung des Working-Class-Romans „Saturday Night and Sunday Morning“). Über sich selbst sprechen die vier Sheffielder nicht gerne, wenig bis nichts ist über ihr Privatleben bekannt.

Drei der vier sind noch 19, alle leben noch bei ihren Eltern. Ihre Songs strotzen vor Lokalkolorit: Verweise auf den Proberaum in Sheffields Rotlichtviertel, die Prügelei um ein Taxi nach der Disco, die wählerischen Türsteher am Samstagabend. Der zynische Blick auf eine englische Stadt in einer Zeit, in der sich Tony Blair dem Kampf gegen jugendliche Volltrunkene und gegen „anti-soziales Verhalten“ verschrieben hat. Sänger und Texter Alex Turner zeigt sich hier in britischer Songwriter-Tradition als Meister der Beobachtung. Sheffield ist nicht das erste Mal fruchtbarer Humus für Pop-Erfolge. Die gesichtslose „City of Steel“ ist Heimat von Acts wie Pulp, Def Leppard, Joe Cocker, Moloko oder Human League.

Von ausgetretenen Pop-Pfaden halten sich die Arctic Monkeys fern. Einen Auftritt in der prestigeträchtigen Sendung „Top of the Pops“ haben sie ausgeschlagen. Die Band möchte nicht aus „den falschen Gründen“ gemocht werden. So ehrlich naiv haben die Beatles vielleicht auch gedacht – am Beginn ihrer Karriere.


 
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On the sunny side of music


Musikverein/Gläserner Saal: Thomas Quasthoff, Oliver Gross

Nach der für jeden Sänger ungemein anstrengenden und belastenden „Winterreise“ widmete sich Thomas Quasthoff wenige Tage darauf seiner geheimen Geliebten: Der Jazzmusik.

Thomas Quasthoff ist nichts fremd: Nachdem er im Großen Musikvereinssaal in die todessehnsüchtigen Tiefen der Schubertschen „Winterreise“ eingetaucht war, brillierte der Bariton im Gläsernen Saal des Musikvereins als sonniger Jazz-Sänger und mitreißender Entertainer. Was kann dieser Musiker nicht? Keine Ahnung. Jedenfalls ist er wohl der einzige „Amfortas“ der Welt, der Elvis-Hadern hinkriegt, scatet, was das Zeug hält und im nächsten Moment zur „human drum machine“ wird. Das wirkt alles so überzeugend, weil Quasthoff nicht singt, wie er sonst singt. Quasthoff phrasiert nicht Opernhaft, sondern orientiert sich an Jazzgrößen wie Chet Baker. Ganz selbstverständlich gelingen ihm, kompetent unterstützt vom Pianisten Oliver Gross, Standards – von „Summertime“ über „Satin Doll“, von „My Funny Valentine“ bis zum „Girl from Ipanema“. Auch den Blues weiß der Mann zu singen und hüllt sich dafür stilgerecht in blauen Zigaretten-Dunst. Und wenn Quasthoff “Moon River“ seidenweich ins Mikrophon schmeichelt, schmelzen alle Herzen. Eine CD-Einspielung ist geplant, noch ist der Perfektionist nicht mit jedem Song dort, wo er hin möchte. Auch das wird er schaffen.

Quasthoff entwickelt zudem als Entertainer Profil. Mit wenigen Worten, einer Mischung aus Helge Schneider und Harald Juhnke, schafft Quasthoff eine Atmosphäre von großer Intimität. Man wähnt sich nicht im gläsernen Saal, sondern in einem schummrigen Jazz-Club. Quasthoff schäkert mit einem Zuschauer, der ihm ein zu Boden gefallenes Notenblatt reicht („über die Gage reden wir später“), wünscht einem niesenden Zuhörer „Gesundheit“, baut Wiener Slang in seine an Bobby McFerrin gemahnenden Improvisationen ein und witzelt über Österreichs schwächelnde „rechte Hälfte“. Standing Ovations für einen einzigartigen Musiker.


 
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also blur


Musikalisch hochstehendes Kammerkonzert mit Rock-Ausflügen. Kurze Abhebe-Phasen nach "song 2". Sehr klinisch diese B.A.-Halle für solche Konzerte. Passend zum Gesundheitszustand.


 
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