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Monday, 8. August 2005

ernste musik

Die Welt wird Musik


Klangbogen: Giora Feidman Trio

Der Klarinettist Giora Feidman hat Klezmer zu allen Musikrichtungen hin geöffnet. Mit seinem „Klangbogen“-Auftritt im Theater an der Wien präsentierte er sein weltumspannendes Musikuniversum einem begeisterten Publikum.

Mozart, Mahler, eine Nummer von Charlie Parker oder ein Nigun: Alles, was Giora Feidman angreift, wird Weltmusik im besten Sinne. Nicht die Genre-Grenzen sind entscheidend, sondern wie Feidman durch die Musik zu seinem Publikum spricht. Das macht er sanft flüsternd mit Ora Bat Chaims „Together“ oder mit einem wild jauchzenden „Halaka Dance“. Dass sich im Vergleich mit früheren Auftritten in Wien einige Programmpunkte wiederholen, fällt nicht ins Gewicht, entscheidend ist, dass der King of Klezmer seine Klarinetten beseelt singen lässt. Wie er zu Beginn des Programms durchs Publikum schreitet, die Zuhörer auf einen Summ-Ton einschwingen lässt, hat schon fast Ritual-Charakter.

Neuere Stücke, Giora Feidman auf den Leib geschrieben, kamen von Guido Jäger, dem formidablen Kontrabassisten des Trios. Gitarrist Jens-Uwe Popp ließ sein Können mit einer intensiven und klaren Interpretation von Augustín Barrios Mangorés „Choro Da Saudade“ aufblitzen.


 
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Tuesday, 28. June 2005

oper

Star-Rummel um den Heiligen Gral


Staatsoper: Parsifal unter Thielemann mit Meier, Struckmann, Domingo

Christian Thielemann, Plácido Domingo, Waltraud Meier und Falk Struckmann hießen die heftig umjubelten Stars der Parsifal-Aufführung an der Wiener Staatsoper.

„Bravos“, bevor noch eine Note erklungen war: Thielemann-Fans hießen ihren Star schon beim betreten des Orchestergrabens willkommen. Auch was dann zu hören war, war außergewöhnlich. Thielemann führte seine Musiker präzise durch jede Phrase der Parsifal-Partitur, achtete besonders auf die musikalisch exakte Realisierung der Vers-Enden, um anschließend wieder Tempo zu machen. Großräumige Entwicklungen der Bläserstimmen leitete er mit Ruhe und Umsicht zu ihrem Höhepunkt, dynamische Kontraste ließ er mit großer Tiefenschärfe realisieren. Das Orchester folgte mit Hingabe. Der Dirigent und das Staatsopern-Orchester ernteten dafür Standing Ovations der Wagner-Gemeinde.

Stimmlich im Zentrum stand Falk Struckmann als Amfortas. Klangmächtig realisierte er weit gespannte Melodiebögen, mit Souveränität über alle Register geführt. Plácido Domingo ist noch immer ein Darsteller mit großer Bühnenpräsenz. Man könnte das Fehlen des einstigen stimmlichen Glanzes bedauern, undeutliche Textrealisierung an manchen Stellen bemängeln – schwerer zu wiegen scheint jedoch, auf welch hohem technischen Niveau Domingo noch immer zu singen vermag. An seiner Seite als Kundry: Waltraud Meier. Im packenden Duett Parsifal-Kundry des zweiten Aktes erreichte sie höchste Intensität auch in der Mittellage, ihre expressiven Ausbrüche waren von erschreckender Kraft, exakte Tonhöhen schienen ihr an exponierten Stellen jedoch von geringerer Bedeutung. Wolfgang Bankl ist als Klingsohr in der Inszenierung von Christine Mielitz ein Dealer und Verführer (auch vom Rednerpult herab). Er macht Kundry mit Drogen gefügig und setzt seine gewagt bekleideten Blumenmädchen auf Parsifal an. Bankl überzeugte wie in früheren Aufführungen stimmlich und darstellerisch. Franz-Josef Selig gab einen wackeren Gurnemanz. Die Inszenierung der Mielitz, die ihre 12. Aufführung erlebte, funktioniert und ist noch immer spannend und facettenreich.


 
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Monday, 20. June 2005

ernste musik

Bezaubernder Sommernachtstraum


Konzerthaus: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Marc Minkowski

Als Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin bewies Marc Minkowski seine Pranke für Theatrales. Violin-Virtuose Renaud Capuçon brillierte mit Brahms.

Das soll ihm mal einer nachmachen: Die wohl am zu Tode gespielteste Musik, Mendelssohn „Hochzeitsmarsch“, so frisch zu spielen, dass einem das Herz aufgeht. Marc Minkowski und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin ist dieses Kunststück gelungen. Minkowski ist ein Dirigent, wie man sich ihn nur wünschen kann: Aufmerksam, ganz bei den Musikern und gleichzeitig ungemein fordernd, immer zwei Schritte voraus.

Die englische Mezzosopranistin Della Jones hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg dieser hinreißenden Aufführung von Felix Mendelssohn-Bartholdys Theatermusik zum „Sommernachtstraum“. Gleich mit der ersten rezitierten Verszeile brachte sie Shakespeares Sprachmelodie zum Klingen, ließ in lupenreinem Bühnen-Englisch die poetische Welt dieses Klassikers aufblühen. Der zweiten Solistin gelang das nur in Ansätzen. Die nasale Sprechstimme der Sopranistin Jennifer Smith erinnerte frappant an Terry Jones, in einem Sketch der Monty Pythons eine Frau imitierend.

Musikalisch klang dieser Sommernachtstraum bestechend klar und tänzerisch: Flink flirrende Streicher und hochpräzise Bläser sorgten für die passende Klangsphäre. Der Frauenchor der Wiener Singakademie hatte sichtlich Spaß an der Sache.

Mit seinem Violinkonzert überschritt Johannes Brahms die Schwelle zum Virtuosen-Konzert, das nur mit souveräner Beherrschung des Instruments zu bewältigen ist. Das Werk braucht einen Geiger, der es auch mit dem vollen Klang des Orchesters aufnehmen kann. Renaud Capuçon ist dafür der Richtige. Seine Interpretation des Violinkonzerts war von überzeugender Frische. Und für den theatralen Glanz seines Spiels hatte er in Marc Minkowski den idealen musikalischen Partner an seiner Seite. Schon die Einleitung hatte dramatische Spannung, mit großer Geste stürzte sich Capuçon in die aufsteigenden Phrasen der Violinstimme. Im Adagio hielt er mit der jungen Bläser-Gruppe des Orchesters innige Zwiesprache. Auch der letzte Satz gelang markig: Technisch agil, mit forcierter Klanglichkeit, musikalisch packend.


 
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